Was ist Lebensqualität, wo beginnt Luxus und hat das etwas mit Wellness zu tun?
Es ist gerade gut einen Monat her: Ich liege auf einem flachen Stein am Ufer einer kleinen Insel im Båvensee. Die Sonne hat ihn gewärmt. Er ist ein bisschen zu klein für mich, dadurch hängt die Ferse meines rechten Fußes ins kühle Seewasser. Die perfekte Erfrischung an diesem südschwedischen Sommertag. Mein größter Luxus heute ist, den weißen Wolken zuzusehen, die der Wind über den blauen Himmel bläst. Wie sie ihre Formen verändern. Wie Sonnenstrahlen wieder wärmen, wenn sie hinter einer Wolke hervorkommen. Das Glucksen des Wassers, wenn es ans Ufer schwappt. Das Rauschen des Windes in den Baumwipfeln. Was wir während unserer zehntägigen Paddelrunde erleben, empfinde ich als Genuss, als tiefe Freude, als Lebenselixier. So einfach es ist, es ist Luxus.
Am Tag zuvor war das Tarp unser Luxus. Wegen des aufkommenden Regens spannten wir es neben unseren beiden kleinen Zelten auf. So konnten wir im Trockenen kochen, essen, Karten spielen, bevor sich jeder wieder zum Lesen in sein Zelt zurückzog.
Auch als Architekt arbeite ich im Spannungsfeld zwischen Luxus und Lebensqualität. Braucht es zum Beispiel in großen Räumlichkeiten geborgene Rückzugsorte, gewinnen kleine Einheiten durch Blickmöglichkeiten in die Weite. Für öffentliche Auftraggeber, private Baufrauen und -herren ist Lebensqualität hingegen, wenn ihnen der Stress einer Baustelle abgenommen wird und sie sich auf das Wissen und die Erfahrung einer Architektin oder eines Architekten verlassen können.
Es fällt mir schwer nachzuvollziehen, dass es immer wieder als Luxus eingestuft wird, mit einer Architektin oder einem Architekten zusammenzuarbeiten. Schneiden Sie sich die Haare selbst? Oder bauen Sie gar Ihr Smartphone selbst? Zuhören, entwerfen, planen, Angebote einholen und vergleichen, eine Baustelle zu leiten, Handwerker und Firmen koordinieren – eine gute Architektin oder ein guter Architekt ist kein Luxus, sondern das einzig Sinnvolle und Effektive. Ein großes Stück Lebensqualität.
Zum Schluss noch einen Tipp für den Herbst
Kennen Sie die Therme in Samedan/Engadin der Schweizer Architekten Miller und Maranta? Dann packen Sie zusammen und gönnen sich einen Besuch – am Besten nach einer Bergwanderung oder einer Radtour. Mit abgedroschener Mainstream-Wellness hat ein Besuch dieser Therme nichts zu tun. Vielmehr mit Durchatmen und es sich fein machen. Luxus oder Lebensqualität?
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